Wie Amazon, Callcenter und McDonalds ihre Arbeiter:innen ausbeuten
Buchtipp: „On the Clock: What Low-Wage Work Did to Me and How It Drives America Insane“
On the Clock: What Low-Wage Work Did to Me and How It Drives America Insane (von Emily Guendelsberger im Jahr 2019)
Es geht vor allem um Druck, um Zeit, ums Funktionieren – darum, möglichst kontinuierlich möglichst viel abzuliefern, wie ein Roboter. Emily Guendelsberger hat für ihr Buch jeweils mehrere Wochen in drei typischen Mindestlohn-Jobs gearbeitet: Bei Amazon im Lagerhaus, in einem Callcenter, bei McDonalds.
Was sie erlebt hat, ähnelt sich. Arbeitsschritte werden atomisiert, den Arbeiter:innen wird möglichst wenig Verantwortung gegeben, jeder Schritt und jeder Handgriff werden überwacht. Die Menschen werden so effizient ausgepresst wie nur irgendwie möglich. Und weil Guendelsberger in den USA arbeitet, empfinden das viele ihrer Kolleg:innen auch noch als normal (und freuen sich zum Beispiel, dass Amazon auch mal unbezahlten (!) Urlaub möglich macht).
Guendelsberger war Reporterin in Lokalredaktionen in Philadelphia, verlor ihren Job und begann daraufhin ihr Buchprojekt. Sie schreibt sehr persönlich, sehr nah, sehr direkt – und als ehemalige Autorin der Satireseite The Onion mit viel Humor (unbedingt auch die Fußnoten lesen!).
Auch wenn sich die Erfahrungen von Guendelsberger nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen lassen, gibt das Buch doch einen sehr gute Einblick in Arbeitsbedingungen, die immer mehr Raum einnehmen auf dem Arbeitsmarkt.
In Deutschland befasst sich mit diesem Thema wohl am ehesten das Buch von Julia Friedrichs („Working Class“), auch wenn der Schwerpunkt etwas anders ist. Guendelsberger befasst sich noch stärker mit Automatisierung, Kontrolle, Druck – Julia damit, dass viele Leute von ihrer Arbeit kaum noch leben können.
Kennt Ihr andere Bücher, die sich mit schlechten Arbeitsbedingungen in Deutschland befassen? Ich würde mich über Empfehlungen sehr freuen.
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Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters.)