Ein Sommerbuch über Tennis und das Leben (nicht nur) von Andrea Petković
Buchtipp: „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“
„Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht – Erzählungen“ (272 Seiten, von Andrea Petković)
Andrea Petković ist eine der erfolgreichsten Tennis-Spielerinnen, die Deutschland je hatte – und gibt in Ihrem autobiographischen Buch trotzdem sehr viel mehr Einblick, als man es von einer ehemaligen Profi-Sportlerin erwarten würde. Sie erzählt offen und verletzlich in Episoden von ihrer Kindheit in Hessen, von ihrer Jugend als Tennis-Reisende, von ihrer Familie, von ihren Erlebnissen als Profi, von Erfolgen und Verletzungen. Sie erzählt vom Innenleben einer Person, die sehr viel dafür getan hat sehr viel zu erreichen, die nicht auf ihren Körper hört und mit dem Leben unter medialer Beobachtung zu kämpfen hat. Vor allem erzählt sie von sich selbst und von ihrer Suche nach einem Leben, das glücklich macht.
Das Buch ist keine klassische, chronologisch erzählte Autobiographie, sondern eine Geschichtensammlung. Wer sich darauf einlässt, Andrea Petković beim Erzählen zuzuhören, wer Stimmung, Atmosphäre, Gefühle nachempfinden möchte, der liegt mit „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ genau richtig. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Autobiographien, habe das Buch aber sehr gerne gelesen – auch weil ich es im Urlaub gelesen habe, in der Sonne, in einer Stimmung, die mir erlaubt hat, auch mal ein wenig nachzudenken über das, was Petković an Gedanken niedergeschrieben hat.
Danke für die Empfehlung an all jene, die mir das Buch nach meinem letzten #Sachbuchliebe-Newsletter über „Die besten Sport-Bücher Deutschlands“ empfohlen haben.
Achja, über Sport schreibt sie natürlich auch, und auch klug, zum Abschluss heute deshalb ein Absatz, in dem ich mich als ehemaliger, wenig erfolgreicher Amateursportler gut wiederfinden konnte.
„Wenn ich heute von meiner Tenniskarriere erzähle, sind es meist die großen Matches, die ersten Erfolge, die Verletzungen und die Turniersiege, die ich erwähne. In Wirklichkeit besteht der Großteil eines Sportlerlebens aus den stillen Momenten in Krafträumen, wenn es draußen dunkel, der Raum kalt ist und alle anderen nicht da sind. Es besteht aus Routinen und Ritualen, aus Schattenspielen auf dem Platz und aus verschwitzten, dreckigen Klamotten und Schuhen. Sportler ist man, wenn ma immer Hunger hat und viel zu oft duscht. Wenn man seinen Körper liebt und hasst, mit ihm will und ohne ihn nicht kann. (…) Es sind diese Augenblicke, die den Großteil eines Sportlerlebens ausmachen: die Einsamkeit auf dem Platz, im Kraftraum, auf der Laufbahn – allein mit seinem Atem und dem Rauschen des Blutes im Ohr.“
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Vielen Dank, viel Spaß beim Lesen und auf bald
Daniel
(PS: Hier findet Ihr nochmal ein paar Worte über die Idee dieses Newsletters und was Euch in den kommenden Ausgaben erwarten wird.)